Forschungstagebuch Text Audio /4
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Die Artefakte, die der Hohe Templer Dominus in unsere Stadt zurückgebracht hat, haben endlich eines ihrer Geheimnisse preisgegeben. Und obwohl ich sicher bin, dass in diesen Relikten viele Geheimnisse liegen, bin ich hoch erfreut, ja sogar begeistert von dem, was ich bei meinen gestrigen Forschungen entdeckt habe. Ich habe in den Relikten eine verborgene Frequenz der Verderbtheit entdeckt – oh, und wie sie mir nun vorsingen! Wie Spiegel sind sie, unscharf reflektierende Schatten und Nachhalle aus der Vergangenheit.

Ich sah Zeichen von Blut und uralter Opferung in den Geisterbildern unserer schönen Stadt! Von der Art, wie die Vaal sie in ihrem Heimatland durchführten. Kann es denn sein, dass diese Nachhalle darauf hindeuten, dass die Kultur der Vaal sich bis an die Küsten Oriaths erstreckte? Vielleicht sind wir nicht das erste Reich, das sich in diesem Land aus dem Morast gezogen hat.

Ich muss den Relikten weiter lauschen, ich muss es verstehen – aber der Gesang, er schmerzt mich mit der Zeit. Meine Arbeit muss langsam voranschreiten, aber der Fortschritt ist nötig. Es steht vieles auf dem Spiel. Ich kann es fühlen!

– Templer Davaro von Theopolis
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Ich bin Templer-Thaumaturg Davaro, der Berauschte, der Kenner des Verborgenen, der Schlüssel zu den Wundern der Antike!

Es hat sich so viel verändert, in so kurzer Zeit. Der Gesang der Relikte, er schmerzt mich nicht mehr in den Ohren, eigentlich vernehme ich sogar Musik, Lieder, die mir großartige Wahrheiten enthüllen. Meine Theorie, dass die Vaal einst in diesem Land lebten, hat sich als fruchtbar erwiesen. Eine ihrer antiken Stätten liegt nicht weit von hier entfernt. Es schlummert große Kraft in diesen Ruinen, Kraft, die ich voll ausschöpfen werde, doch alles zu seiner Zeit.

Dank meiner Thaumaturgie wurde ich mit einem speziellen Blick gesegnet. Ich sah die antike Stadt der Vaal, die einst an diesem Ort stand. Überall um mich herum gab es Zeichen der großartigen Königin Atziri, wie sie aus der Ferne regierte. Ich sah, als ich am Fuße der großen Pyramide stand, das Opfer einer frischen Ernte. Ein roter Strom aus Blut ergoss sich über die Stufen, ein Welle, die auf mich zustürzte und über meine Haut spülte. Darin spürte ich mein Selbst erzittern, als ob Blitze meinen Körper durchzuckten. Ich konnte die Kraft dieses Blutrituals spüren, und als ich wieder zu mir kam, fand ich mich in den antiken Ruinen wieder. Ich dachte, es wäre alles ein Traum gewesen, doch als ich mein Gesicht berührte, erkannte ich voller Schrecken und Verwunderung, dass es mit demselben salzigen Blut überzogen war.

– Templer Davaro von Theopolis, Schlüssel zu den Wundern der Antike
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Eine Krankheit plagt mich in letzter Zeit. Irgendetwas im Blut. Dieser Fluch verfolgt mich im Wachsein wie im Schlaf. Die Relikte singen zu mir nicht mehr von Kraft, sie schreien zu mir vor Hunger, und die Ruinen rufen wie hungrige Kinder nach Blut, oh, nach so viel mehr Blut! Nun, da ich um ihre antike Existenz weiß, werden sie nie mehr ruhig sein!

Was vorher belebend war, ist nun die reinste Qual. Egal, wie sehr ich es versuche, ich kann mir das Blut nicht von Gesicht und Händen waschen. Niemand sonst kann das Rot sehen, doch heißt das nicht, dass es für mich nicht wirklich ist.

Ich habe letzten Morgen drei Karui-Sklaven auf dem Markt erstanden. Frische junge Burschen, nicht älter als siebzehn. An der Blutstätte in den antiken Ruinen flehten sie mich an. Irgendetwas an diesem Ort, die in den Mauern eingezogene Verderbtheit ... sie sprach zu ihnen und sie wussten, was vorging. Die Kräfte verlangten nach Blut, also gab ich ihnen, was sie verlangten. Ich öffnete die Kehlen dieser Karui-Burschen und ließ ihren Lebenssaft auf Atziris Altar rinnen. Als das blutige Nass vom Stein eingesogen war, verschleierte sich mein Verstand und ich sah die Königin selbst, badend in einem See aus Blut, während sie ihre Hand zwischen die Schenkel führte.

Ich ... ich bekomme ihr Bild nicht aus meinem Kopf, selbst jetzt nicht, da ich auf meinem Bett liege. Noch nie habe ich eine Lust dieser Größenordnung für eine Frau verspürt. Ich befürchte, dass die Königin mein Ende sein wird. Wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich sie, wie sie nach mir greift – mir eine Umarmung schenken will.

– Templer Davaro
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Meine wunderschöne Königin ist alles, was mein Blick erhascht. Sie weilt in einer anderen Welt, so viel verstehe ich jetzt. Unsere Welten sind unterschiedliche Realitäten, doch nicht völlig ohne Pforten und Brücken für eine Reise zwischen beiden. In unseren Träumen lieben wir uns inmitten dem gerinnenden Blut unserer Opfer. Das Rot ist unsere Leidenschaft und das Blut ist zu unserem Ehebett geworden.

Bald werde ich bei meiner Liebsten sein, sie wird mir näher sein, als mein eigen Fleisch. Ich habe einen Zauber erlernt. Blut-Thaumaturgie – geächtet durch die Templer, doch sie wissen nicht, welche Mächte sie ihrer Ignoranz geopfert haben.

Draußen in den Straßen von Theopolis herrscht Panik. Zwei Kinder von adeligen Familien sind in der Nacht verschwunden. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich die Wachen, wie sie Bettler und Bürger gleichermaßen befragen. Sie werden weder den Jungen, noch das Mädchen finden. Solch kostbare Geschöpfe waren sie. Das junge Mädchen verlor das Bewusstsein, bevor ich sie nahm. Der Junge – so tapfer – gab nicht einen Laut von sich, nicht einmal, als meine Klinge durch seinen weichen Bauch fuhr.

Nun sind sie beide still. Reglos. Und bald schon werde ich ihnen folgen und gemeinsam werden wir uns mit meiner Königin vereinen – wie eine glückliche Familie. Ehemann, Eheweib, Tochter, Sohn. Von der Klinge an meiner Seite tropft es noch immer. Ich hinterlasse diese letzte Nachricht in der Hoffnung, dass wer immer uns auch findet, nach den gleichen Freuden lechzen und in der Ewigkeit zu uns stoßen wird.

– Templer-Thaumaturg, Davaro
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