Brieffragment Text Audio /1
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... Ich flehe dich an, Mercutio, falls du noch einen Rest Freundschaft für mich empfindest, gewähre mir diesen Wunsch. Es ist wahr, dass ich ein eigenes Boot besitze, doch das ist für den Fischfang gedacht. Es ist nicht für die Reise in den Gewässern geschaffen, die ich zu befahren gedenke. Mein Weib braucht mich, mein Freund. Ich weiß, es mag wie Wahnsinn erscheinen, aber Abi wurde entführt, vom Gischtkönig persönlich. Nun fürchte ich zudem, dass der Gischtkönig sie zu einem seiner Fischweiber machen möchte, so wie uns die alten Geschichten stets gewarnt hatten.

Bitte Mercutio, ich habe von deinem glücklichen Schicksal als Kaufmann in den letzten Jahren gehört. Sicherlich wirst du doch ein Schiff entbehren können? Lass mich hinaus segeln und sie retten, oder wenigstens ihren Körper zurückholen, damit ich ihn auf trockenem Land begraben kann. Hilf mir dabei, den Wahnsinn in meinem Kopf zu befrieden.

Jede Nacht träume ich von bleichen, schleimigen Kreaturen, die mein Boot durch zähes, schwarzes Wasser verfolgen. Ich versuche, nicht hinzusehen, aber es gelingt mir nicht. Und sie starren zurück – ihre Augen weit aufgerissen und voller Kummer und Verlangen. Dies sind nicht die Augen einer Seekreatur, Mercutio, möge Gott mir beistehen ... diese Augen sind die von Abi.

– Benric von Gulton
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